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RESPEKT - EIN GEDANKENEXPERIMENT IM SPIEGELBILD

  • Autorenbild: Tante Pia
    Tante Pia
  • 15. Juli 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Nov. 2020

Jeder von uns möchte von anderen Menschen respektvoll behandelt werden. Warum fällt es uns dann so schwer, respektvoll gegenüber anderen zu handeln. Und warum erwarten wir von anderen etwas, was wir selber nicht einhalten - ein Gedankenexperiment.




Im Verlauf unseres Lebens haben wir gelernt, was Respekt für uns bedeutet. Gemäss unseren Erfahrungen legen wir diesen Maßstab bei den Menschen, denen wir täglich begegnen an und knüpfen daran entsprechend unsere Erwartungen für die Handlungen des Gegenübers.



Interpretationsspielraum

Geht man von dem lateinischen Ursprung des Wortes "Respekt" aus, so ist es eine Verbindung der Wörter "re" = wieder/ zurück und "specere" = schauen. Was so viel impliziert, wie die bewusste Reflektion eines Geschehens. Die Interpretation ist also abhängig von unseren Werten und Normen, die wir als Kinder erlernt haben. Bewegen wir uns auf diesem Level, spielen die Zeit und ihre gesellschaftlichen Gegebenheiten eine entscheidende Rolle für das Verständnis. Das heisst, der Maßstab, bzw. die Erwartungen, die wir unseren Mitmenschen auferlegen, ist die Ursache für zahlreiche kleinere und größere Konflikte. Apropos, ist euch schon mal aufgefallen, dass es deutlich weniger "Missverständnisse" zwischen Menschen gleicher Generation gibt? Vor diesem Hintergrund natürlich logisch!



Gedankenexperiment


Aber auch wir legen einen bestimmten Maßstab bei uns an. Warum aber handeln wir oftmals anders, als das wir es von anderen erwarten? Die meisten Menschen beantworten die Frage "gehst du mit anderen Menschen genau so respektvoll um, wie du es von ihnen erwarten würdest?" mit einem klaren "JA". Aber mal ehrlich - ist dem wirklich so? Wünschen wir unseren Kollegen einen ehrlichen "Guten Morgen", auch wenn es uns persönlich gerade nicht so gut geht? Und andersherum, fragen wir uns nicht bei der Kollegin, welche mit starrem Blick durch das Büro läuft, wie respektlos sie sich verhält? Bedanken wir uns jedes Mal, wenn die Kellnerin uns einen leckeren Latte Macchiato serviert? Und andersherum, finden wir es nicht respektlos, wenn die Kellnerin, während sie uns fragt, was wir gerne bestellen möchten, an die Decke schaut? Schenken wir den Menschen, die uns nach Feierabend begegnen ein nettes Lächeln? Und andersherum, ist das Verhalten des hastig in die Straßenbahn einsteigenden Studenten mit laut dröhnenden Kopfhörern und großem Rucksack nicht respektlos, wenn er mich zwingt auf die Seite zu gehen? Es gibt unzählige Beispiele, die uns täglich begegnen.


Miteinander Lernen

Und nun noch einmal die Frage "gehen wir mit anderen Menschen genau so respektvoll um, wie wir es von ihnen erwarten?" - ich würde sagen ein klares "NEIN". Viele Eindrücke, Gefühle, Ereignisse, etc. etc. etc. prasseln jeden Tag auf uns ein. Keine Zeit zum Nachdenken, erst recht keine Zeit zu Reflektieren. Und dann fühlen wir uns angegriffen, beleidigt, verletzt, und und und... . Warum soll ich denn jetzt an andere denken - zuerst komme ich!


Genau an dieser Stelle halten wir kurz an - und schauen in den Spiegel:

Wir kommen gerade gehetzt aus dem Büro, der Chef war mit unserer Arbeit unzufrieden, wir mussten Überstunden machen, weil das unnütze Meeting länger ging, als geplant. Nun stehen wir am Supermarkt an der natürlich langsamsten Kasse und ärgern uns über die Menschen, die zu lange zum Bezahlen brauchen und schreien schließlich auf dem Rückweg den Radfahrer für die rücksichtslose Fahrweise an. Aus unserer eigenen Sicht völlig klar, wie respektlos unsere Mitmenschen sich verhalten.


So und jetzt die Geschichte von der anderen Seite - im Spiegelbild: Unser Chef hat uns einen Verbesserungsvorschlag zur vorgelegten Präsentation gemacht, um Nachfragen zu vermeiden. Die Überstunden waren eher unserem verspäteten Eintreffen am Morgen geschuldet und wir waren auch nicht ganz pünktlich an dem Meeting dabei, wodurch sich der Beginn bereits verzögert hat. Hätten wir mehr Interesse am Thema gezeigt und die Gespräche in eine sinnvolle Richtung gelenkt, wären wir vor der Zeit fertig gewesen mit einem guten Ergebnis. Im Supermarkt läuft jede Schlange gleich schnell, wenn wir mal auf die Leute nebenan geachtet hätten. Der Radfahrer hat gerade das Schlimmste verhindert - nämlich einen Zusammenstoß mit uns, denn wir sind kopflos auf den Radweg und über die Straße gelaufen.



Perspektivenwechsel

Nun die Frage, wer hat denn nun respektlos gehandelt? Es ist alles eine Frage der Perspektive. Da wir alle lieber im Spiegelbild der Geschichte leben möchten, lohnt es sich, diese Sichtweise öfters mal einzunehmen. Und ganz nebenbei macht es auch noch Spaß, da es eine positive Sicht auf das Leben bringt und uns eine gehörige Portion Freude schenkt. Ich denke, dies würde nicht nur uns selbst ein schöneres Lebensgefühl geben, sondern auch das Zusammenleben ein Stück weit besser machen. Daher wünsche ich uns allen bei einem nächsten - vermeintlichen Teufelskreis - einen Blick in den Spiegel.



Alles Gute und bis bald

Eure Tante Pia

1 Comment


Lena Odi
Lena Odi
Oct 11, 2020

Wie recht du hast liebe Pia, leider findet ein Perspektivenwechsel heutzutage viel zu selten statt. Bevor man über eine Situation urteilt, sollte man sich erstmal in „das“ Gegenüber hineinversetzen und die Situation aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Das erleichtert einem das Leben um einiges und man fängt an viele Situation anders zu sehen. Mit deinen Worten im Hinterkopf sollte jeder morgen in die neue Woche starten und man wird sehen, das Leben lebt sich viel leichter und schöner.

In diesem Sinne einen schönen Sonntag und einen guten Start in eine schöne und positive neue Woche!

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