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DER GEWINN UND DER VERLUST VON RITUALEN

  • Autorenbild: Tante Pia
    Tante Pia
  • 20. Okt. 2019
  • 2 Min. Lesezeit

Jeder von uns kennt sie, die kleinen und großen Rituale in unserem Alltag. Sie geben uns Orientierung und schaffen Sicherheit. Aber was passiert mit uns, wenn wir sie bewusst ablegen aus Zeitmangel? Tun wir damit genau das Gegenteil und verlieren Zeit? Eine spannende Frage, die es lohnt genauer zu beleuchten.



Die Bedeutung von Ritualen


Rituale - was sind das überhaupt? Im Grundsatz versteht man, nüchtern betrachtet, immer wiederkehrende Handlungen nach einem festen Prinzip. Der Zeithorizont ist variabel und hat keinen direkten Einfuss auf die Bedeutung im Kern. Vielmehr steht die Bedeutung für jeden Einzelnen von uns im Vordergrund - und die ist vielfältig. Rituale sind Ankerpunkte in unserem Alltag, sie geben uns, als Individuum und in der Gemeinschaft, Orientierung und schaffen eine gewisse Ordnung in unserem Leben.


Bereits im Kindesalter geben uns Rituale Orientierung und helfen uns im Alltag - aber auch in der Gesellschaft - uns zurecht zu finden. Im Verlauf unseres Lebens adaptieren wir bestehende kulturelle Rituale, schaffen uns aber auch unsere eigenen - für uns selbst, in der Familie, im Freundeskreis.



Zeitgewinn oder Zeitverlust


Rituale nehmen Zeit in unserem Alltag in Anspruch. Zeit, die wir immer weniger haben. Die fortwährende Selbstoptimierung, der Leistungsanspruch im Job und das Gefühl des permanenten "hinter der Zeit her Rennens", machen auch vor unseren Ritualen keinen Halt. Wer trinkt heute noch den Kaffee morgens zu Hause, geht in sich und startet fokussiert in den Tag? Wir hetzen quer durch die Stadt, auf dem Weg gibt es schnell einen Kaffee to Go - liegt ja so praktisch auf dem Weg - und trinken den schon fast kalten Kaffee zwischen E-Mails und Telefonaten im Büro am Schreibtisch. Wer sitzt heute noch als Familie beim Essen am Tisch zusammen, um über gemeinsame Erlebnisse, Befindlichkeiten und Neuigkeiten des Tages zu sprechen. Jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und möchte so effizient wie möglich sein "Ding" durchziehen. Heute war ja schon genug Stress - bloß keine weiteren Stolpersteine produzieren. Wer nimmt sich im Advent die Zeit zur Besinnlichkeit und denkt über sich und seine Wünsche nach? Wir arbeiten bis zum Fest im Vollgas-Modus und eilen zwischen Arbeit und Feierabend noch schnell durch die Stadt, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.


Aber was passiert da eigentlich? Ganz einfach - es fehlen uns die Momente für uns. Die kleinen Auszeiten im Alltag, die Zeiten in denen wir entschleunigen und neue Energie tanken können. Als Leistungsgesellschaft werden "unnötige Handlungen" wegrationalisert. Die Effizienzsteigerung ist hier wichtig um Zeit zu sparen.



Ein Plädoyer für die Vollbremsung


Aber Moment mal, wir sparen Zeit damit wir mehr Zeit haben? Ist das nicht Paradox? Manchmal ist es sehr effizient "STOPP" zu sagen. Eine aktive Vollbremsung im Hamsterrad des Alltags. Einfach mal ausbrechen, tief durchatmen und einen Moment die Zeit bewusst anhalten. Damit wir diese Auszeiten für uns selber und unser Wohlbefinden nicht vergessen, sind Rituale wichtig. Sie erinnern uns aktiv und irgendwann ganz selbstverständlich, dass nun Zeit für sich selbst, Familie und Freunde ist. Zeit zum Nachdenken, Lachen, Gemeinsamkeit. Für ein gesundes Seelenleben sind Rituale eine wichtige Säule, daher wünsche ich uns allen wieder mehr davon. In diesem Sinn werde ich mir jetzt meine abendliche Tasse Tee gönnen.


Alles Gute und bis bald

Eure Tante Pia

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